Aus dem Tagebuch einer Dolmetscherin
Liebe Leserinnen und Leser,
schön, dass ihr meinen Blog gefunden habt. Nachdem ich 7 Jahre als Dolmetscherin die Antarktis, die Arktis und alles dazwischen bereist habe, habe ich mich dazu entschlossen zurück ins Ruhrgebiet zu ziehen. Seit April 2024 bin ich Mitglied im VKD (Verband der Konferenzdolmetscher) und biete meine Dienstleistung als selbstständige Konferenzdolmetscherin für Spanisch und Englisch an. Meine Kunden/Kundinnen in Essen, im Ruhrgebiet und NRW profitieren von meinem Erfahrungsschatz und einen Einblick in meine Arbeit möchte ich euch mit diesem Blog ermöglichen.
Viel Spaß beim Lesen,
eure Revierdolmetscherin
26. Mai 2024
Der Stammtisch geht auf Wanderung
Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich mich als Konferenzdolmetscherin M.A. für Spanisch und Englisch in Essen selbstständig gemacht habe. Zu Beginn der Selbstständigkeit geht man zunächst zu den Stammtischen in der Umgebung um sich vorzustellen. Als ich im März das erste Mal am Übersetzer- und Dolmetscherstammtisch in Essen teilgenommen habe, konnte ich nicht ahnen, dass ich schon bald Co-Organisatorin dieses Stammtisches werden würde.
Am 26.05.2024 unternahmen einige von uns eine Wanderung von Mülheim nach Essen-Kettwig (siehe dazu den LinkedIn - Post. Dies ist ein externer Link). In Kettwig angekommen, wurde mir offiziell der Staffelstab überreicht.
Jetzt am 24.07.2024 findet das erste Stammtischtreffen mit mir als Co-Organisatorin statt. Wer ist dabei?
13. Juli 2024
Frustration bei Auftragsvergabe
Ich bin frustriert! Anfang letzter Woche erreichten mich drei Anfragen zu potenziellen Dolmetscheinsätzen. Ich hielt Rücksprache mit den Kunden und KollegInnen und bereitete die Angebote vor, doch alle Termine wurden wieder zurückgezogen. Frustrierend! Seit ich Selbstständigkeit bin, ist mir dieses Gefühl noch nie so häufig untergekommen:
- Adiós potenzielle Dolmetschaufträge;
- Adiós liebes potenziell verdiente Geld, welches ich in Gedanken schon im Haushaltsbudget eingerechnet hatte
- Adiós neue berufliche Erfahrungen.
Mir blieb nichts anderes übrig, als noch mal kurz zu winken und dann weiterzumachen. Denn nie würde ich die Selbstständigkeit aufgeben, die mir bisher so viel gegeben hat. Was habe ich also gemacht? Ich habe begonnen meine Website neu zu gestalten. Irgendwo muss diese Frust - Energie ja hin.
Hier der LinkedIn-Post (Dies ist eine externer Link).
24. Juli 2024
Stammtischtreffen
Heute fand das erste Treffen der Essener Übersetzer und Dolmetscher mit mir als Co-Organisatorin statt. Ich war sehr aufgeregt und hoffte, dass es zu guten Tischgesprächen kommt. Zum Glück wurde ich nicht enttäuscht. Es war ein rundum gelungener Abend. Andrea und ich erhielten sogar einen offiziellen Wimpel des Verbandes, der uns von nun an auf jeden Stammtisch begleiten wird. Wir sprachen über unseren (geplanten) Urlaub, über die Stellung der freiberuflichen Übersetzer und Dolmetscher auf dem Arbeitsmarkt und ihre Chancen gegenüber den Agenturen, wer wie welche Sprache lernt und warum, wie SEO und Gendern vereinbar sind, wie man mit Auftragsflauten umgeht, über überraschende und witzige Aufträge, über schlechte und gute Erfahrungen und warum Alan Rickman beim mitternächtlichen Verkaufsstart der neuesten Harry Potter Fortsetzung mit anderen Fans in der Schlange stand, um herauszufinden, was mit Professor Snape passiert.
02. Oktober 2024
Stammtischtreffen
Ihr Lieben, es war mir wie immer ein Fest mit euch! :) Sieben ÜbersetzerInnen und Dolmetscherinnen haben sich an diesem Abend wieder zum Stammtisch im Rosemarie getroffen und was soll ich sagen, wir haben viel gelacht und auch viel gelernt: Natürlich sprachen wir wie immer über die aktuelle Arbeitsmarktsituation für Übersetzer und Dolmetscher, aber auch über unseren Sommerurlaub in der Normandie, in Italien und auf Menorca und welche Ecken von Neapel man besser meiden sollte, über die Möglichkeit der Teilnahme an einer Regatta, über neue TikTok-Trends, über das beste Gesellschaftsspiel der Welt, darüber wie KI uns hinters Licht führen kann und wir haben gelernt, was es beutetet einen Kuckuck an die Tür geklebt zu bekommen und dass Bill Gates am Telefon zwar sehr gutes Deutsch spricht, aber einen leichten indischen Akzent hat.
Ihr seid ÜbersetzerIn und/oder DolmetscherIn im Raum Essen und wollt euch mit anderen vernetzen und austauschen? Ihr wollt wissen, wer von uns mit „Bill Gates“ am Telefon gesprochen hat?
Dann kommt doch vorbei! Wir treffen uns alle 2 Monate immer am 4. Mittwoch in ungeraden Monaten. Schreibt mir einfach eine Email!
17. Oktober 2024
Dolmetschen in der Antarktis
Es ist jetzt fast auf den Tag 8 Jahre her, dass ich an Bord eines Expeditionsschiffes ging um dort für 8 Monate als Dolmetscherin zu arbeiten. Daher fand ich es angebracht euch von dieser Zeit zu erzählen.
Nach meinem Studium habe ich mir einen Traum erfüllt: Ich habe die Welt bereist und gleichzeitig mit meinem Traumjob Geld verdient.
Für 8 Monate arbeitete ich an Bord eines Expeditionsschiffes als Dolmetscherin und bereiste dabei die Antarktis, Südamerika und Mittel- und Südeuropa. Später folgten Reisen nach Grönland, Kanada, Island, Festland Norwegen und Svalbard.
Für das deutschsprachige Publikum habe ich die englischen und spanischen Vorträge an Bord ins Deutsche simultan gedolmetscht. Die Themengebiete waren vielfältig und erstreckten sich von der Tier-und Pflanzenwelt, über den Arten- und Klimaschutz bis hin zur Plattentektonik, Geschichte und Anthropologie der Gebiete in denen wir segelten.
Ich habe gelernt was eine Bürzeldrüse ist, warum es keine (Eis-)Bären in der Antarktis gibt, warum der Norweger Roald Amundsen das Wettrennen an den Südpol gegen den Engländer Robert Falcon Scott gewonnen hat, wie Seevögel Trinkwasser zu sich nehmen und warum Sir Ernest Shackleton der besser Anführer war, obwohl alle seine Expeditionen nie ihr Ziel erreichten.
Für mich war es der beste Job der Welt, denn ich wurde nicht nur mental sondern auch körperlich gefordert. Dennoch war es sehr harte Arbeit mit langen Arbeitszeiten von 12 - 14 Stunden und Arbeitsverträgen von 6 - 8 Wochen und nicht zu vergessen die Opfer die man bringt, in dem man weit weg von Familie und Freunden ist. Trotzdem, ich habe jeden Tag genossen.
Über die nächsten Monate schreibe ich immer mal wieder über meine Arbeit in den Polarregionen. Ich erzähle euch von einem „normalen“ Arbeitstag an Bord, mit wem ich zusammenarbeiten durfte und welche besonderen Herausforderungen ein/e DolmetscherIn meistern muss.
Ihr habt Fragen? Schreibt mir gerne eine Nachricht.
#Dolmetschen #Antarktis #Abenteuer #Expedition
23. Januar 2025
Stammtischtreffen
2025 hat kaum begonnen und schon haben sich die ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen aus Essen und Umgebung zum ersten Stammtisch des Jahres getroffen. Aber anstatt wie üblich bei gutem Essen und guter Gesellschaft wichtige (und auch unwichtige) Themen zu besprechen, hat sich die Gruppe für einen Spaziergang durch die Gruga entschieden, um das Parkleuchten zu bewundern. Nach einem langen und harten Arbeitstag im Sitzen und vor dem Computer ist das sicherlich eine schöne Idee, den Tag ausklingen zu lassen. Das Wetter hat auch einigermaßen mitgespielt.
Und da Bewegung bekanntlich den Appetit anregt, ging es im Anschluss noch in kleinerer Runde zum Pizza essen auf die RÜ. Bis zum nächsten Stammtisch im März Ihr Lieben.
#Stammtisch #Essen #Übersetzer #Dolmetscher #frischeLuft #networking #BDÜ #VKD
12. Februar 2025
Vereidigter Dolmetscher bei Eheschließungen
Als vereidigte Dolmetscherin darf ich sowohl bei Gericht, also auch bei standesamtlichen Trauungen dolmetschen. Für mich persönlich, ist das Dolmetschen bei Eheschließungen das Sahnehäubchen meiner Arbeit. Alle Beteiligten sind bester Dinge, die Zusammenarbeit mit den Standesbeamten/Standesbeamtinnen verläuft immer reibungslos und alle gehen gut gelaunt nach der Trauung zur Feier.
Da ich ein sehr selbstkritischer Mensch bin, habe ich bei meinem letzten Auftrag in Gelsenkirchen dennoch zwei wichtige Erkenntnisse für mich mitgenommen. Für Außenstehende mag es wie Kleinigkeiten wirken, für mich aber sind es Maßnahmen zur Verbesserung meiner Dienstleistung.
Und mal ehrlich, sind wir nicht unserer strengsten Kritiker?
#vereidigt #Dolmetscher #Eheschließung #standesamtliche Trauung
Photocredit: Pedro Malinowski
12.März 2025
Arbeitsalltag eines Dolmetschers in der Antarktis
Kein Tag ist wie der andere an Bord eines Expeditionsschiffes. Das muss man mögen … und ich habe es geliebt! :) Einige wenige Routinen gibt es jedoch: Aufstehen zwischen 05:00 - 07:00 (je nach Anzahl der Gäste an Bord und der gewählten Anlandestelle für diesen Tag), Frühstück, dick anziehen, zum Tenderpit (über das Tenderpit verlässt man das #Expeditionsschiff mit den Tenderbooten), Ausrüstung in die Schlauchoote laden und rüber zur Anlandestelle.
Bis zu 10std. lang sichern wir die Anladestelle ab bis jede/r unserer Gäste, die Möglichkeit hatte, die Anlandestelle zu erkunden. Warum sich der/die ExpeditionsleiterIn und der Kapitän für eine bestimmte Anlandestelle entschieden haben und welche Positionen/Aufgaben es vor Ort genau gibt, erfahrt ihr in einem meiner nächsten Beiträge.
Nun gut, soweit, so langweilig. Und was ist meine Aufgabe als #Dolmetscherin? Ich bin Teil des Expeditionsteams. Das #Expeditionsteam besteht aus Experten aus den Fachbereichen Klimatologie, Zoologie, Ornithologie, Geologie, Biologie sowie aus Fotografen, Kayakguides und dem #Dolmetscher. Während der Anlandung kommt dann eine Durchsage durch Walkie-Talkie: „Andrea, this is ….. Its 10:30, you should head back for….“ Na, was meint ihr ist so wichtig, dass der/die DolmetscherIn zurück zum Schiff muss? Natürlich findet ein Vortrag statt, den ich #dolmetschen muss und zwar für den Teil der Gäste, die ihren Zeitslot für die Anlandung später am Tag haben. Während nämlich ein Teil der Gäste die Anlandestelle erkundet, befindet sich der andere Teil an Bord und wartet auf seinen Zeitslot. Diese Wartezeit überbrücken wir mit Vorträgen zu relevanten Themen „Wie und wo bekommen Seevögel Frischwasser her?“ „Wer war zuerst am Südpol und warum?“ „Wie wirkt sich der Klimawandel in der Antarktis aus?“
Also fahre ich zurück an Bord, schäle mich aus den Unmengen an Kleidungsschichten, gehe zum Vortragsraum, bereite die Technik vor, mache eine Durchsage über die Bordlautsprecher, verteile Kopfhörer an die Gäste und begebe mich dann in meine Dolmetscherkabine um für 30 - 40min einen Vortrag über Seevögel zum Beispiel zu dolmetschen. Nach dem Vortrag muss ich die Kopfhörer wieder einsammeln und die Technik runterfahren. Dann esse ich zu Mittag und begebe mich wieder an die Anlandestelle um eine/n Kollegen/in abzulösen.
Sobald alle Gäste die Anlandestelle erkundet haben, packen wir die Ausrüstung wieder zusammen, verwischen unsere Spuren im Schnee und fahren zurück zum Schiff.
Für das Team gibt es jedoch keine Zeit zum Ausruhen. Die Fotografen bearbeiten ihre Fotos, die Lektoren bereiten weitere Vorträge vor und ich als Dolmetscherin habe entweder noch einen weiteren Vortrag am späten Nachmittag bzw. frühen Abend zu dolmetschen, das Tagesprogramm für den nächsten Tag zu übersetzen oder ich bereite den Vortrag für den folgenden Tag vor.
Der Tag an Bord eines Expeditionsschiffes endet für die Expeditionsmitglieder in der Regel (und wir wissen, dass auf Expeditionen die Regel die Ausnahme ist) mit einem Teameeting. Hier wird der vergangene Tag reflektiert und der Plan für den neuen Tag mit Aufgabenverteilung besprochen.
Es sind lange Tage an Bord auch das muss man zusätzlich zu einer fehlenden Routine mögen. Der Vorteil ist, dass, wenn man dann 6 Wochen Landgang hat, auch wirklich frei hat. Und mich hat an meiner Arbeit als Dolmetscherin besonders diese Abwechslung zwischen körperlicher und mentaler Forderung gereizt. Ein guter Schlaf war somit garantiert.
#dolmetschen #Antarktis #Expedition #keinalltag #keineroutine #immerwasneues
01. April 2025
"Glück auf" beim Stammtischtreffen
Am letzen Sonntag war es mal wieder soweit: Der Essener #Stammtisch der Übersetzer und Dolmetscher hat gemeinsam etwas ganz Besonderes gemacht. Wir waren auf dem Gelände der Zeche Zollverein und haben an einer exklusiven Führung teilgenommen.
Eine Stunde gingen wir über das Gelände der Schachtanlage 12 und haben von den Anfängen der Zeche Zollverein bis zur Schließung einen guten Überblick bekommen: Wer war ihr Gründer? Wie tief wurde Kohle abgebaut? Was passierte mit der Kohle nachdem sie abgebaut wurde? Was ist ein Kübelmajor? Was ist der Unterschied zwischen Hunt, Lore und Förderwagen? Und was bedeutet der Ausruf „Glück auf“ wirklich?
Dank der zahlreichen Filmsequenzen und Grafiken auf dem Denkmalpfad haben wir alles sehr gut nachvollziehen können. Ein Lob an die Stiftung Zollverein.
Im Anschluss gab es ein Mittagessen im nahegelegenen Restaurant #themine, sehr passend für den Anlass wie ich finde. Hier saßen wir noch bis in den späten Nachmittag hinein bei guten Gesprächen über Filme, neue Jobmöglichkeiten, die heutige politische Lage, die Situation der Feuerwehren in Deutschland und die vielseitigen Herausforderungen bei der Kindererziehung.
Ihr seht, wir sprechen auch über sehr private Dinge und dass ist gut und schön so. Denn wenn man sich gut versteht, gelingt das Netzwerken besser und wenn man sich dann in der Kabine wiedersieht oder bei gemeinsamen Übersetzungsprojekten macht die Arbeit doppelt so viel Spaß.
Fotos freundlicherweise zur Verfügung gestellt von @Maryana Klawitter
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